Die vorliegende Arbeit beschreibt ein Projekt, mit einer erst im Alter erblindeten Frau, die in einem Blinden- und Sehbehindertenwohn- und Pflegeheim wohnt. Schwerpunkt war es, mittels mal – und gestaltungstherapeutischen Methoden in der verunsichernden Lebenssituation zu begleiten. Über Ressourcenarbeit und Selbstwertstärkung sollten eigene Gedanken und Gefühle „begreifbar“, neue Perspektiven ergründet, die Anerkennung der aktuellen Lebenssituation erleichtert werden.Die Theorie über die biologischen Grundlagen des Erblindens, als auch die Beschreibung der veränderten Stellung in der Gesellschaft durch Blindsein (Stigma, symbolische Bedeutungsinhalte in Mythen und Märchen von blind versus Auge und Licht) erleichterten den Einstieg in die methodische Umsetzung des Projekts. Die theoretische Auseinandersetzung mit dem Verlauf von Veränderungskrisen erwies sich als gute Orientierungshilfe, half den jeweils stattfindenden Prozess besser zu verstehen und ihm zu folgen. Die im Theorieteil beschriebene Möglichkeit der Individuation in der zweiten Lebenshälfte nach Jung spiegelte sich deutlich im Prozess der Klientin. Die Wirkungsfaktoren der Mal- und Gestaltungstherapie traten in der praktischen Umsetzung, wegen des Fehlens des Sehsinnes, besonders im Gestaltungs- und Symbolisierungsvorgang, aber auch im Beziehungs- und Besprechungsvorgang hervor.